Ich, Mich und das Selbst

„Der Bereich des Bewusstseins ist viel größer, als sich mental ermessen lässt.
Wenn du nicht länger alles glaubst, was du denkst, löst du dich vom Denken und siehst klar, dass der Denker nicht der ist, der du bist.“
Zitat: Eckhart Tolle

Was bedeutet es Person und Individuum zu sein? Was versteht man unter Einzigartigkeit & WAS IST DAS SELBST?

„Das Selbst“ ist ein Begriff, der in der Psychologie mit vielen, teilweise unterschiedlichen Bedeutungen verwandt wird. In der Regel ist damit gemeint, dass und wie ein Mensch „sich selbst“ als einheitliches, autonom denkendes und handelndes Wesen wahrnimmt, also als ganze Person, als Persönlichkeit.

Von dem US-amerikanischen Psychologen William James stammt die Unterscheidung zwischen dem „Ich“ und dem „Mich“. Diese Unterscheidung wird deutlich z.B. in dem Satz: „Ich nehme mich wahr“.

  • Das „Ich“ im Sinne von James wird als der innere Beobachter verstanden, als das Kern-Selbst, der Wissende und Wahrnehmende.
  • Das „Mich“ im Sinne von James ist das die Vorstellung, die wir von uns selbst haben. Ich, das Selbstbild, das Selbstkonzept, das Objekt, der Körper.zB Wenn ich schlafe, sieht man „mich“. Mein Körper atmet von selbst weiter, da muss „ich“ nichts dazu tun. „Ich“ selbst kann während des Schlafes träumen.Eckhart Tolle spricht vom „Ego“. Das Ego ist der Teil in uns, der Recht haben möchte, der sich durchsetzen möchte, der denkt usw. Das eigentliche ICH sieht er unabhängig davon an, als unseren Kern, als das, war wir wirklich sind und uns mit anderen verbindet.Carl Gustav Jung sagte zum Thema „das Selbst“:„Begegnen sich zwei Persönlichkeiten, so ist es, als träfen zwei chemische Stoffe aufeinander: Kommt es zu einer Reaktion, werden beide Umgewandelt.“Ob das Selbst nun diese Wahrnehmung von Ich und Mich, ein chemischer Stoff oder der Geist ist, versuchen Forscher herauszufinden. Welche Wirkung Bewusstsein und Unbewusstsein oder soziale Einflüsse auf das Selbst haben wird hier, auch anhand der Jung’schen Psychologie, genauer betrachtet.

Soziale Einflüsse wie Geschlecht, Situation und Kultur:

Als Individuen sind wir einzigartig in unserer biologischen Struktur (Genetik, Physiologie, Veranlagung), werden jedoch konditioniert und wachsen dadurch in unterschiedlichen Kontexten auf. Wir denken über unsere Umwelt nach und interpretieren diese, haben bestimmte Fähigkeiten und Neigungen. Wir denken durch Spiritualität (Religion etc.) über den Sinn des Lebens nach und interagieren mit Anderen und unserem Umfeld. Männer und Frauen handeln und denken unterschiedlich auf Grund Instinkten und entsprechender Konditionierung.

Das bewusste Ich:

Carl Gustav Jung sieht im bewussten Ich den Aspekt der Persönlichkeit mit seinem Selbstbewusstsein. Die persönliche Identität entwickelt sich mit ca. 3-4 Jahren.

Das persönliche Unbewusste

Hier finden sich unwichtige sowie verdrängte Gedanken, Wünsche und Gefühle

Das kollektive Unbewusste

Es besteht auf tieferen unbewussten Inhalten wie Symbolen und Archetypen. Diese Inhalte werden im Laufe unseres Lebens geformt zB durch Konditionierung, Beziehungen, Jahreszeiten etc.

Jung hat in diesem Kontext Archetypen definiert. Hier gehören Anima und Animus sowie Persona und Schatten hin. Anima beschreibt die weibliche Seite des Mannes und Animus die männliche Seite der Frau. Dies bedeutet, dass jedes Geschlecht die Bedeutung des anderen Geschlechts erkennt. Persona steht übersetzt für die die gesellschaftliche, öffentliche Seite in uns, die durch das Ideal eines Menschen geformt wird. Es ist der Teil in uns den wir gerne präsentieren und nach außen tragen. Der Schatten ist die dunkle, unannehmbare Seite in uns, die wir ungern oder gar nicht zugeben.

Komplexe:

Aufgeladene Gefühle, Gedanken und Vorstellungen, die mit einem bestimmten Thema assoziiert werden. In der Stärke eines Komplexes sieht Jung eine Abhängigkeit der Libido. Diese sieht er als allgemeine, psychische Energie, einen Antrieb fürs Leben.

Jung sieht in der Psyche vier Funktionen:

  • –  Empfindung
  • –  Denken
  • –  Fühlen
  • –  Intuition

Ist etwas da?
Was ist das?
Was ist es wert?
Wo ist es hergekommen?

Im Menschen sind stehts alle vier Funktionen vorhanden, jedoch dominiert meist eine Ebene.
Hier kommen noch zwei weitere Aspekte, Introversion und Extraversion, hinzu. Wobei einer davon ebenfalls dominiert. Aus der Kombination der Funktionen mit Intro- oder Extraversion entstehen 8 Persönlichkeitstypen. Dies bildete die Grundlage für den Myers-Briggs-Test.

Der Myers-Briggs-Test:

Carl Gustav Jung erkannte, dass sich Persönlichkeiten in extrovertierte und introvertierte Typen unterscheiden und entwickelte daraus zwei sich gegenüberstehende Charakteristika. Die spürend- intuitive und die dazu denkend-fühlenden Oppositionen. Isabel Briggs Myers vertiefte auf dieser Basis diese drei Dimensionen und ergänzte eine vierte – die urteilend-wahrnehmende.

Auf Grund dieser Neigungen und Dimensionen können 16 Persönlichkeitstypen definiert werden, die sich auf allen Ebenen des Lebens wiederfinden. Sie geben Aufschluss über die Unterschiedlichkeit von Menschen und helfen dabei, sich besser kennen zu lernen.

Die 4 Dimensionen:

  • –  Lebensenergie: Extroversion – Introversion
    Hier wird bestimmt aus welchen Kontexten Menschen ihre Lebensenergie ziehen. Extroversion: Aktivität, Kontakt, Bewegung, Menschen
    Introversion: Ruhe, Rückzug, Abgeschiedenheit
  • –  Informationsverarbeitung: Sinne – Intuition
    sinnlicher Typ: Verarbeitung von Einflüssen und Wissen durch Erleben, Erfahrung und Sinne Intuition-Typ: Bauchgefühl, sechster Sinn
  • –  Entscheidungsfindung: Verstand – Emotion
    Verstand: Entscheidungen auf Grund logischen Schlüssen und rationalen Erkenntnissen Emotion: Entscheidungen auf Grund Gefühlen, Werten und Wunsch nach Harmonie
  • –  Lebensstil: Beurteilung – Wahrnehmung
    Beurteilung: streben nach Ordnung und Struktur Wahrnehmung: streben nach Freiheit in der Lebensgestaltung

Fazit:

Die Qualität unseres Lebens, unserer Persönlichkeit, hängt vor allem davon ab, womit wir uns identifizieren. Ziehen wir unser Selbstwertgefühl vor allem aus dem Geltungsbedürfnis des Egos, dann sind wir gekränkt, wenn wir im Lokal nicht gleich bedient werden, müssen immer das teuerste Handy-Modell besitzen und prahlen vor anderen mit unseren Fähigkeiten.Doch wir sind eben nicht allein das Ich mit all seinen verschiedenen Egos, die unter der Abhängigkeit von der Außenwelt leiden. Zu uns gehört auch unser viel größeres Selbst. Aus ihm kommt die Kraft, Abhängigkeiten zu reduzieren und wirklich SELBSTverantwortlich zu handeln, uns SELBST kennenzulernen, womöglich mit dem Myers-Griggs-Test, und uns dadurch ein wenig mehr mit unserem SELBST auseinanderzusetzen. Dann gelingt es, uns selbst nicht länger alles zu glauben, was wir Denken und sehen klarer, dass unser Denker nicht der ist, der wir sind.

(…)

Quellen: 

Mein Angebot

Wer ist Ich und wer ist Mich? Das „I and Me“ des William James

Was ist das Selbst?

Auszug der Facharbeit von Sandra Hiesinger, Kreativitätstrainerin u.S.